Mit einem dreifach donnernden Helau ließ das närrische Publikum in Malschs Letzenberghalle die Akteure der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft
Blau-Rot hochleben. Zum Finale waren alle noch einmal auf die Bühne gekommen, um nach einem viereinhalbstündigen
Programm im verdienten Applaus zu baden. Mit witzigen Büttenreden, flotten Tänzen und schmissigen
Liedern hatten sie zuvor für beste Unterhaltung gesorgt.
Zum Auftakt erklang der Narhalla- Marsch: Der Musikverein Konkordia zog in schicken Matrosenuniformen unter der Leitung von Rainer Fleckenstein in die Halle ein, gefolgt von Gardemädchen, Elferrat und Prinzenpaar.
Sitzungspräsident Dieter Renninger hieß die Narren um Start in die fünfte Jahreszeit willkommen und schickte Bürgermeister Werner Knopf bis Aschermittwoch in den „Fastnachtsruhestand“. Vorher durfte der Schultes aber noch den Rathausschlüssel abgeben. Als roter Faden zog sich der Berliner Flughafen durch die launige Rede des Bürgermeisters – da er mit seinen Ausführungen zum Thema aber nicht pünktlich fertig geworden sei, so Knopf, „müssen wir das vertagen“. Als Beispiel, wie man es besser macht, führte er das Malscher Hallenbad an, dessen Sanierung pünktlich fertig geworden war. Das Bad ziert dann auch zusammen mit dem badischen Wappen und dem Spruch „Malsch liebt Baden“ den Jahresorden der KaGe, dessen erste Empfänger Bürgermeister Knopf und Ehrenpräsident Alois Spieler waren. Auch Pfarrer Joachim Viedt wurde bedacht.
„Singe, tanze, lache – mir Narre losse’s richtich krache“, lautet das Motto, mit dem Lisa III. und Andreas I. ihre Regentschaft überschreiben wollen. „Danach haben alle Mälscher zu leben“, ordnete das Prinzenpaar in seiner Regierungserklärung an. Sie lassen sich von den Segelfliegern einen Privatjet zur Verfügung stellen und haben das Baugebiet „Sauermichel“wiederauf Eis gelegt:„Die Rebfläche wird für die Weinproduktion benötigt. Oder wollt ihr nächstes Jahr Bier trinken?“ Auch Sitzungspräsident Renninger hatte die Lacher auf seiner Seite, als er den ersten von vielen Seitenhieben auf die Nachbarn aus Malschenberg verteilte. Ein Acht-Gänge-Menü sei dort an Silvester serviert worden, wusste er zu berichten: „Sieben Viertel Portugieser und ein Wurstsalat.“
Für die musikalische Würdigung des Prinzenpaars sorgten die Letzenbergstare in weißem Frack und Zylinder: Für „Er war mal Stripper im Kindergarten“ gab es den ersten Szenenapplaus. Als die Stare Prinzessin Lisa zur Melodie von „Ein Bett im Kornfeld“ besangen, klatschten viele Narren rhythmisch mit, wie auch bei den folgenden Fastnachts-Gassenhauern.
Die jungen Damen der Prinzengarde legten in ihren blau-roten Uniformen einen flotten Gardetanz auf die Bühnenbretter, und das in ganz neuer Formation: Erst zwei Wochen vor der Sitzung war Trainerin Nina Kernberger kurzfristig als Vertretung eingesprungen.
Im närrischen Alter von elf Jahren gab Fabian Koch sein Debüt in der Bütt: „Mei Oma isch de gröschde Hit“, huldigte er seiner Großmutter Anneliese, die in der oft ungerechten Welt der Erwachsenen als Einzige zu ihm hält. Klar, dass der Sohn von Jörg und Martina Koch mit einer Rakete für seine Sprüche belohnt wurde.
Den „Mälscher Fastnachtsschlager“ („nix wie in die Gurgel nei, de Letzeberger Sunneschei“) sang Manfred Emmerich. Seit 38 Jahren gibt er das von seinem Vater komponierte Lied auf der Fastnacht zum Besten, würdigte ihn Ka-Ge-Präsident Konrad Becker.
Das neu formierte Mädchenballett fegte unter der Leitung von Stephanie Keilbach und Carina Hilpert als schwarz-grün gekleidete Hexen mit spitzen Hüten und Besen zu flotten Disco-Rhythmen über die Bühne. Natürlich ernteten die 18 Kinder eine Rakete und mussten eine Zugabe geben.
Dieter Renninger berichtete in der Bütt als steinreiche Witwe Anna über eine Kreuzfahrt und ihren verstorbenen
Ehemann Hugo. Der hatte die Idealmaße 80-42-16 (80 Jahre alt, 42 Grad Fieber und 16 Millionen auf dem Konto), während Anna vor allem auf vier Haustiere schwört: „Ein Nerz in der Garderobe, ein Jaguar in der Garage, ein Tiger im Bett und ein Esel, der alles bezahlt.“ Köstlich, wie Renninger die Bemühungen des Weinkellners auf der Kreuzfahrt schilderte. Trotzdem lautete das Fazit: „Nächstes Jahr geht es wieder zum Wandern in den Odenwald.“ Im Anschluss
spielte der Musikverein ein buntes Stimmungspotpourri und der ganze Saal klatschte mit.
Nach der Pause führten die Letzenbergstare ein gesangliches „Playboy-Casting“ vor, moderiert von Gerold Emmerich, musikalisch begleitet von Manfred Emmerich (Klavier) und Joachim Bride (Schlagzeug). Fünf Kandidatinnen traten an, Playboy-Chef Hugh Hefner von ihren Qualitäten zu überzeugen. „Joanna“ gelang das auf Anhieb, während „Michaela, Miss vun Malscheberg“ nur Hohn und Spott erntete. „Frau Mayer“ konnte trotz zahlreicher Schönheits-OPs nicht landen, Hausfrau „Anneliese“ versöhnte sich rasch mit ihrem Mann. Und der Power
der Rockerlady war der betagte Playboy- Chef dann auch nicht gewachsen. Als Zugabe sangen die Letzenbergstare
„Reißt die Hütte ab“.
Das neue Jugendballett (Leitung Alexandra Becker und Carolin Thome) eroberte als Bauarbeiter mit gelben Helmen, orangefarbenen Westen und großen Backsteinen zur Disco-Version von „Bodo mit dem Bagger“ die Bühne – und durfte sie ebenfalls nicht ohne Zugabe wieder verlassen.
Viele Fragen hatte Ulrike Ehrenberger mitgebracht, Fragen zum Schmunzeln oder Nachdenken, auf die sich nur schwer eine Antwort finden lässt. „Warum wird die Pizza schneller geliefert, als der Krankenwagen kommt?“ – „Warum drückt man fester auf die Fernbedienung, wenn die Batterien leer sind?“ – Oder: „Warum gibt es kein Katzenfutter mit Mäusegeschmack?“ Eine Rakete und viele Lacher waren ihr sicher.
In grellbunten Outfits tanzte die Showtanz-Truppe (Leitung Nina Kernberger und Lisa Hassis) zum Song „Gangnam Style“.
Dr. Matthias Melich trat wieder als Prof. Dr. Notorius Nörgel mit einer ganzen Reihe von politischen Themen in die Bütt. Während er sich über Claudia Roth und die Grünen-Urwahl, SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und den „Bundes-Nebenverdienstorden“, Dirk Niebels Teppich-Affäre und die FDP sowie natürlich „Mutti“ Angela Merkel lustig machte, durften die sachkundigen Zuhörer seine Sätze vervollständigen.
Das Männerballett, trainiert von Melanie Becker, die als Torero selbst mitwirkte, und Konrad Becker, machte als Spanierinnen eine gute Figur. Die Herren zeigten Beine und Bauch und hatten teils selbst Mühe, dabei ernst zu bleiben.
Klaus Adler, gerade für vier mal elf Jahre in der Bütt von der Vereinigung Badisch Pfälzischer Karnevalvereine mit dem „Goldenen Löwen mit Brillanten“ ausgezeichnet, bot einen Querschnitt durch alte Büttenreden, vom „Schlachtfest“ (1976) bis zu „Än Simblohnegleiche“ (1989). Adler hat noch einiges vor: „Mein nächstes Ziel heißt 50“, kündigte er an.
Zum Finale stimmten die Letzenbergstare „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ an und alle sangen mit.
Das „Smile-Trio“, das für die passende Musik gesorgt hatte, spielte noch zum Tanz auf.