Prunksitzung 2023: Fastnachter zogen alle Register der Narretei

Es war wie vor der Pandemie: eine proppenvolle Letzenberghalle, pfiffige Büttenreden, wirbelnde Garden und die Letzenbergstare sorgten für beste Stimmung bei der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Blau-Rot Malsch. Da Sitzungspräsident Alexander Erhard erkrankt war und auch sein Stellvertreter nicht antreten konnte, nahm Matthias Melich den Platz an der Spitze des Elferrats ein.

 

Er machte seine Sache sehr gut, nach der Begrüßung folgte der Einmarsch und Manfred Emmerich setzte mit dem Faschingssong „Nix wie in die Gurgel nei“ den ersten Stimmungshöhepunkt. Bürgermeister Tobias Greulich überreichte, untermalt mit fröhlichen Versen, den Rathausschlüssel an das Prinzenpaar Theresa I. und Bernd II.: „Die Verwaltung ist nun fest in närrischer Hand.“ Nach der obligatorischen Ordensverleihung an die Ehrengäste kam die „Regierungserklärung“ des Prinzenpaares. Die beiden brachten royalen Glanz in die Halle und verlasen so manch Lustiges aus ihrer Verordnung. So wurde über die Nebenwirkungen einer Reise berichtet, es gab für Theresa gar ein goldenes Zepter, überreicht von Bernd II., und Melich attestierte dem Paar, einen „guten Regierungsplan“ zu haben.

 

Mit „Hurra, wir leben noch“ besangen die Letzenbergstare die Pandemie und auch ein „Prinzenlied“ hatten sie im Repertoire. Es folgte der Auftritt der Prinzengarde, schwungvoll, anmutig und mit einem Hauch von Akrobatik. Dann hieß es „Bütt frei“ für Klaus Adler, dem von Melich als „Grandseigneur“ der Mälscher Fassenacht angekündigtem Urgestein. Er zog alle Register, trat als Vertreter des Vereins „Springfloh“ an, bot Witziges, aber auch einen Seitenhieb in Richtung Elferrat. „Hinter mir sitzt, einen halben Meter tiefer, eine Ansammlung von Humor. Sollte dieser jemals ausbrechen, ist die Sitzung vorbei.“

 

Er begeisterte mit seiner Schilderung „Gudsje“ bei einem Faschingsumzug in die Menge zu werfen und dabei gleichzeitig zu sparen. Und er meinte noch, Orden werden in seinem Verein nicht verliehen, die dürfe man selbstverständlich behalten. Die Fremdensitzungen von „Springfloh“ seien übrigens durchsetzt von bekannten Gesichtern.

 

Dann ging es Schlag auf Schlag. Zunächst hieß es für das Kinderballett „Bühne frei“, sie traten als „Aladin mit der Wunderlampe“ auf. Wie durchgehend an diesem Abend war eine Zugabe gefordert und für viele der Protagonisten gab es noch eine Beifalls-„Rakete“.

 

Ulrike Ehrenberger trat als Stechmücke verkleidet in die Bütt: „Ich setze ja mit jedem Stich mein Leben aufs Spiel. Darum bitte nicht klatschen, das erinnert mich zu sehr an Angriffe auf mich.“ Sie berichtete von ihren Attacken beispielsweise am Baggersee und auf einem FKK-Gelände. „Ich lebe vom Aderlass“ bekannte sie, auch so manchen Elferrat habe sie bereits gestochen: „Da wurde ich zwangsläufig zur Alkoholikerin.“ Probleme habe sie nachts: „Alle sparen, viele Lampen sind aus und da kommt es schon vor, dass man irgendwo dagegenknallt.“ Aber sie freue sich jetzt bereits auf das Weinfest in Malsch. „Da sind wieder viele Leute, für mich eine große Auswahl.“

 

Höhepunkte unterschiedlichster Art begeisterten die Narrenschar. Da wechselte zunächst Matthias Melich vom Stuhl des Sitzungspräsidenten nach vorne, um in seiner bekannten Art die Politik unter die kritische Lupe zu nehmen. So bezeichnete er die Corona-Verordnungen als "echten Schrott" und von dem Merkelschen Ausspruch "Wir schaffen das" sei man nach wie vor meilenweit entfernt.

 

Er nahm fehlende Arzneimittel aufs Korn, die jungen "Klimakleber", marode Brücken im Land und zog das Fazit: "Überall geht es bergab." Seitenhiebe in Richtung Grüne fehlten nicht – vor allem wegen der Energiekrise –, auch Gesundheitsminister Lauterbach bekam sein Fett weg und Finanzminister Lindner wurde kritisiert: "Er spricht nicht über Schulden, sondern nennt es ,Sondervermögen’". Das Auftreten der Fußball-Nationalmannschaft wurde eher höhnisch gestreift und sein Fazit lautete: "Mir wird angst und bange". Da helfe auch kein Spruch wie "Alles wird sich zum Guten ändern, wenn wir nur alle gendern."

 

Nach dem Jugendballett, das mit einem "Oma-Tanz" begeisterte, kamen die Letzenbergstare wieder an die Reihe, um sich dem Ortsgeschehen in Malsch zu widmen. Sparkasse weg, Apotheke zu, aber das Hauptaugenmerk – durch die Brille von Alt und Jung – richteten sie auf "Teo", jenen rund um die Uhr geöffneten Mini-Supermarkt. In Clowns-Kostümen gaben sie Kostproben ihres gesanglichen Könnens ab und baten Bürgermeister Greulich, er möge doch alles so schnell wie möglich richten.

 

Dieter Renninger blieb es vorbehalten, sich als Fan der deutschen Fußballer zu outen. "Alle mol lache, alle mol lache, des isch arabisch und heißt bitte recht freundlich." In seiner unnachahmlichen Art berichtete er über seine Erlebnisse, selbst als Scheich verkleidet, in Katar. Vor Ort nur Enttäuschungen: "Kaan Alkohol da unne und wenn, nehme die Deutschen en mit: den Bierhoff", lästerte er. Die Debatte um die Armbinde sprach er ebenso an wie das frühe Ausscheiden der Elitekicker. "Des war alles nur ä Flickwerk." Heim ging es über Dubai, auch von dort schilderte der Ehrenpräsident seine Eindrücke. Er werde jetzt wohl nur noch Frauenfußball schauen, speziell wegen des Trikottauschs ...

 

Zum Finale hin tanzte das Showballett als Feuerwehr, das Männerballett begeisterte als Schulklasse. Mit dabei der über 80 Jahre alte ehemalige Schulrektor Horst Hill, der sich von seinen Schülern feiern ließ, und die "Malschebäja Milidäkapell" rockte den Saal. Obenrum in militärischen Outfit, weiter unten ragten dann die Schlafanzughosen hervor. "Wir kommen gerade aus dem Homeoffice" berichteten sie. Als sie den berühmt-berüchtigten Song "Layla" spielten, tobte der Saal. Allen Mitwirkenden und Helfern galt ein herzliches Dankeschön, mit auf den Heimweg gaben die Letzenbergstare unter anderem "So ein Tag, so wunderschön wie heute"

 

(aus der RNZ entnommen, Hans-Dieter Siegfried)

 

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