Die Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Blau-Rot Malsch in der ausverkauften Letzenberghalle bot ein Feuerwerk an Unterhaltung: Mehrmals stand die Bütt im Mittelpunkt des Interesses, die Prinzengarde sowie das Kinder- und Jugendballett wirbelten über die Bühne und der "heimische Chor", die "Letzenbergstare", sorgten stimmgewaltig für ausgelassene Fröhlichkeit.
Sitzungspräsident Alexander Erhard begrüßte rund 550 Närrinnen und Narren. Viele waren frühzeitig gekommen, um sich vor dem offiziellen Startschuss mit Essen und Trinken versorgen zu lassen. Los ging es pünktlich um 19.11 Uhr mit Manfred Emmerich, dessen "Nix wie in die Gurgel nei" gerne vom Publikum umgesetzt wurde.
Bürgermeister Tobias Greulich hob bei der Übergabe des Rathausschlüssels hervor, in Malsch bisher nur tolle Menschen und guten Wein vorgefunden zu haben. "Die Arbeit hier macht mir Spaß", fasste er seine bisherigen Erfahrungen zusammen. "Ich habe inzwischen herausgefunden, wie Malsch so tickt." Nach der Ordensverleihung an den amtierenden Rathauschef sowie an Ehrenbürgermeister Werner Knopf, Silke Wildenstein, ihrerseits Leiterin der Grundschule, und KG-Ehrenpräsident Dieter Renninger war es dem Prinzenpaar Denise I. und Jochen I. vorbehalten, ihre Regierungserklärung vorzutragen. Sie regten nicht nur an, die Rathausgasse in "Prinzessinnen-Allee" umzubenennen, da viele der gekrönten Hoheiten von dort kommen. Auch eine Spendenaktion für das Aufstellen von Weihnachtsbäumen nebst Beleuchtung wurde flugs in der Halle organisiert; und weil auch in Malsch alles teurer werde, wolle man statt eines Viertels nur noch ein Achtel Wein ausschenken. "Wir freuen uns auf unsere Regentschaft bis Aschermittwoch", erklärten die beiden.
Für ihren ersten Auftritt erschienen die "Stare" in glitzernden Sakkos und offenbarten den Anwesenden ein paar Geheimnisse über das Prinzenpaar. Denise I. etwa habe eine Vorliebe für Jogginghosen und auch über ihren Partner gab es einiges zu sagen. Anschließend hieß es Bühne frei für die Prinzengarde, die den Vereinsfarben entsprechend in Blau-Rot gewandet war, und anmutig wie artistisch auftrat.
Als Karl Lauterbach präsentierte sich anschließend Matthias Melich, ausgestattet mit einer Nasenklammer, um die Imitation zu vervollständigen. Melich stellte den "Talkshowreisenden" in all seinen Facetten vor und ließ ihn "Corona is over" ausrufen. Seine neueste Errungenschaft – Cannabis – brachte ihn zu der Aussage "Ich bin Deutschlands Cannabis-Held". Zum Beweis verteilte er einige Tütchen – natürlich Teebeutel – an den Elferrat. Dann schwenkte er über zur allgemeinen Politik, sprach Themen wie Migration, den Bahnstreik, den Nahost-Konflikt sowie die Diskussion um die AFD an. Auch die Opposition ließ er nicht aus. Am Ende meinte er: "Cannabis ist ein Allheilmittel, hilft bei jeder Krise." Das Publikum wusste er einzubinden, indem er Sätze unvollendet ließ und sie der Fantasie der Narrenschar überließ.
Nach dem Kinderballett, das eine lustige Unterwasserwelt tänzerisch umsetzte, stieg Ulrike Ehrenberger in die Bütt. Sie agierte als Flugbegleiterin der "Letzenberg Air" und nahm zunächst das Gendern aufs Korn, um dann die seltsamen Essgewohnheiten eines Passagiers unter die närrische Lupe zu nehmen. Da war von nassen Tüchern die Rede und von vergeblichen Bemühungen, die Alufolie vom bestellten Essen zu entfernen.
Nach einem Zwischenspiel des Jugend-Balletts als Fußballmannschaft kam es zu einem Zwiegespräch zwischen Hilde und Helga beim Friseur. Hinter den beiden redseligen Damen verbargen sich Isabelle Erhard und Tanja Maier. "Helga" war auf der Suche nach einem Mann und die Auswahl schien unerschöpflich zu sein. Im Elferrat wurde "gewildert", auch der Bürgermeister kam nicht ungeschoren davon und selbst "Teo", der Krämerladen, war Opfer der Begierde. Nicht einmal die "Letzenbergstare" wurden verschont. Die Stimmung im Saal wurde von Minute zu Minute besser und das auch nach der Pause. Da hieß es zunächst, nach nunmehr 50 Jahren in der Bütt Abschied von Klaus Adler zu nehmen. Für sein langes Wirken, das der Karnevalsgesellschaft zukünftig fehlen werde, erhielt er Lob und Auszeichnungen. Er selbst trat bei seinem persönlichen Finale in einer Kiste stehend als Marionette auf. Sein Vortrag war eine Art Rundumschlag in Sachen Politik und so verabschiedete er sich standesgemäß mit Humor und Tiefgang zugleich.
Die "Letzenbergstare" nahmen bei ihrem zweiten Auftritt das Ortsgeschehen unter die kritische Lupe. So berichteten sie beispielsweise von einem Versehen des KG-Präsidenten Konrad Becker, der, im Nebenjob auch als Messner tätig, schon einen Tag vor Neujahr die Kirchenglocken habe läuten lassen und auch die Rückkopplung eines Mikrofons nebst Lautsprechern wurde ironisch dargeboten.
Ehrenpräsident Dieter Renninger schritt, von einem Rollator "unterstützt", als Rentner einer Wohngemeinschaft auf die Bühne, natürlich in seiner unnachahmlichen Art und mit heimischem Dialekt: "Isch kum grad driwwe vom Kerchhof, heb noch mei Anna gegosse. Wenn ich do vom Grab weg geh, laaf ich immer rückwärts weg. Die hot zu Lebzeite immer zu mir gsat ‚Wenn isch doin Asch seh, der weckt Tote uff.’ Des wollt ich jo net." Auch einen Dialog mit einem jungen "Rotzlöffel" gab er wieder, ebenso wie Erlebnisse aus seiner Rentner-WG – dem Mälscher Hof – und sprach über die Tatsache, dass alles teurer werde. Von Besuchen in der Apotheke bis hin zu einer Polizeikontrolle: Renninger ließ kaum etwas aus.
Danach wirbelte das Männerballett in Gestalt von Barbie und Ken über das Parkett und die "Malschebäja Milidakabell" zog anschließend alle Register ihres Könnens. Der Saal verwandelte sich in ein Tollhaus, in dem das Showballett unter dem Motto "Latin, Lover, Girl" noch einen fulminanten Tanz draufsetzte.
Der KaGe Blau-Rot war es abermals gelungen, alle Register aus ihrem vielfältigen Repertoire zu ziehen. Zum Finale kamen nochmals alle Mitwirkenden auf die Bühne und beendeten die Veranstaltung mit dem Lied "Ein Tag, so wunderschön wie heute".
Entnommen aus der RNZ (von Hans-Dieter Siegfried)