Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Malsch – Was hat Malschenberg ihnen nur getan? – Letzter Auftritt der Letzenberg-Stare bei den Blau-Roten
Bei der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Blau-Rot Malsch wurden alle Register gezogen, um die rund 550 Närrinnen und Narren über viele Stunden in der Letzenberghalle bestens zu unterhalten. Allerdings mit einem kleinen Wermutstropfen: Denn die Letzenberg-Stare, seit 66 Jahren unverzichtbarer Bestandteil der Mälscher Fassenacht, sagten Adieu, es war ihr letzter Prunksitzungs-Auftritt, bevor sie sich am 21. Juni mit einem finalen Konzert endgültig verabschieden.
Bereits vor dem offiziellen Startschuss um 19.11 waren viele gekommen, um sich mit Essen und Trinken zu versorgen und dies in einer liebevoll geschmückten Halle, in der die Vereinsfarben dominierten. Sitzungspräsident Alexander Ehrhard konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen, ebenso Ehrenpräsident Dieter Renninger. Es gab Auftritte der Garden, auch der Nachwuchs – Jugend- und Mädchenballett – kam tänzerisch zum Zuge, ehe nach der Pause das Showballett sportlich als Boxerinnen auftrat und auch die Herren der Schöpfung mit rhythmischer Gymnastik das Publikum begeisterten. Für den richtigen Ton sorgten die „Pink Panthers“, die so manch akustisches Feuerwerk zündeten.
Manfred Emmerich animierte gleich zu Beginn mit seinem Klassiker „Nix wie in die Gurgel nei“ zum Trinken, ehe Bürgermeister Tobias Greulich zur Schlüsselübergabe für das Rathaus mit leichtem Zwang „gebeten“ wurde. Was er auch ohne hörbares Murren vollzog und somit dem Prinzenpaar Karina I. und Frank I. die Regierungsverantwortung bis Aschermittwoch übertrug. Er begrüßte die Gästeschar mit einer Liebeserklärung an Malsch und dies in Versform.
Dann kam der Auftritt des Prinzenpaares, stand doch die Regierungserklärung an. Beide gingen auf die Bänke ein, eine sei nun vom Bürgermeister auf dem Friedhof aufgestellt worden, dafür sei die Volksbank nicht mehr im Ort. „Müssen nicht sitzen, um fröhlich zu sein“, argumentierte das Paar. Auf den Rückzug der „Stare“ gingen die beiden ebenfalls ein. „Vielleicht können ein paar der Jungs nun bei den Chorspatzen mitsingen“, schlugen sie vor. Dann folgte der Auftritt der Prinzengarde. Die jungen Damen wirbelten gekonnt über die Bühne, natürlich wurde eine Zugabe gefordert und gegeben.
Dieter Renninger trat dann als „Feuerlöschbrandmeister“ auf und berichtete vom Jubiläum der heimischen Wehr 2024 – das 90-jährige Bestehen war gefeiert worden. „Für die Fahrzeugweihe durch Pater John haben wir drei Ehrenjungfrauen gesucht, aber keine gefunden“, berichtete er. Die alten, ausrangierten Fahrzeuge würden jetzt weiterhin eingesetzt: bei Fehlalarm. Sein mitgeführtes Bierfass ließ Rückschlüsse über seine Intention zu: „Ich sorge dafür, dass die Wehrleute nach einem Einsatz nicht vertrocknen.“ So gab er auch dem Begriff „Zapfenstreich“ eine völlig neue Bedeutung.
Das Mädchenballett wirbelte als „Cowgirls“ auf der Bühne, dem folgte Matthias Melich als „Rambo“ – dahinter verbarg sich ein aggressiver Kanzlerkandidat. Mit langem Haar, muskelbepackt und mit einer Spielzeug-Maschinenpistole ausgestattet, machte er kurzen Prozess mit den aktuellen Politikern. „Rambo für Deutschland“ skandierte er, stets am Ende eines Satzes das Publikum einbindend. Es ging jedoch nicht nur um die Politszene hierzulande, auch US-Präsident Trump, den er als „orangenen Lurch“ bezeichnete, bekam sein Fett weg. „Ich kann das Wort Brandmauer nicht mehr hören“, stellte er fest und sprach von einer „Comedyshow“ im Bundestag.
Einen Tante-Emma-Laden präsentierte Ulrike Ehrenberger als Ursula. „Ich habe alles in meinem Sortiment, was benötigt wird“, ließ sie wissen. So auch Haarwuchsmittel für den Bürgermeister. Wie in fast allen Beträgen verzichte sie ebenfalls nicht auf Spitzen gegen den Nachbarort Malschenberg: „Für die habe ich Sonnenmilch in den Regalen, aber die brauchen keine, führen sie doch eher ein Schattendasein“. Einige frivole Passagen würzten ihren Beitrag, viel Lokalkolorit wurden präsentiert, sie erging sich in dem Modetrend der Outdoor-Jacken und merkte an, für den Bart tragenden Prinzen habe sie sogar Rasierschaum. „Ich bin halt ein echter Ein-Frau-Laden“. Noch vor der Pause wurde lautstark Guggenmusik geboten von den Bärämadd`l aus Kronau.
Köstlich dann das Duo Isabella Erhard und Tanja Meier, die sich als „Helga und Hilde“ in einem Friseurladen trafen. Das besondere an ihrem Vortrag: Sie besangen mit bekannten Weisen ihre zuvor getätigten Aussgan, die sich fast allesamt um die Männerwelt drehten („Gockelhahn ist do“ oder „Heiß wie ein Vulkan“). Die Mälscher Jungs wurden lobend besungen, „Sugar, sugar Baby“ sollte folgen. Und auf den Vorschlag von Hilde, bei der Männersuche mal nach Malschenberg auszuweichen, erklang von Hilde das Lied „So ein Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle?“.
Dann kam der Auftritt der Letzenberg-Stare, die mit dem Song „Alle Vögel sind schon da“ ihren letzten Auftritt bei den Blau-Roten begannen. Allesamt waren sie als Harlekine verkleidet. Sitzungspräsident Alexander Erhard überreichte an alle Mitglieder des Ensembles einen Sonderorden und ging in seiner Laudatio auf die Leistungen des Chores in den zurückliegenden mehr als sechs Jahrzehnten ein. „Wir sagen Danke für alles, der Abschied fällt schwer“, meinte Erhard, ehe dann die letzten Lieder von den „Staren“ in der laufenden Kampagne erklangen, mit dabei auch der Titel „Mit 66 Jahren“. Gerold Emmerich betonte dann noch: „Wir haben 6x11 Jahre für die Mälscher Fassenacht gesungen und gelacht“, ehe dann die Stare entflogen.
Rene Wittmaier blieb es vorbehalten, über seine teils erhellenden, teils ernüchternden Erfahrungen mit Künstlicher Intelligenz zu plaudern. „Ich habe von Bürgermeister Greulich einen speziellen Helm erhalten, um das mit der KI mal auszutesten“. Es sei bei der Aktion um mehr Bildung gegangen. Seine ersten Anwendungen erwiesen sich als erfolgversprechend, so erhielt er nach einem Zwiegespräch mit dem Helm einen Jagd- und Pilotenschein. Aber die Umsetzung in die Wirklichkeit erwies sich als äußerst schwierig, vor allem seine Anerkennung als „echter Mälscher Bürger“ war mit Hindernissen verbunden. „Da hat die KI geschwiegen“.
Der Abschluss des kurzweiligen Abends blieb dem Showballett, der „Milidäkabell“ und den tanzenden Männern vorbehalten. Die jungen Damen begeisterten als Boxerinnen, die „Kabell“ trat schwungvoll auf und das Herrenteam verzückte mit rhythmischer Gymnastik.
Nach dem Finale, von den Letzenberg-Stare und der Band gestaltet, war für einige längst nicht Schluss, wurde doch an der Bar weitergefeiert.
Entnommen aus der RNZ, von Hans-Dieter Siegfried
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